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Die Haydnschule

Die Haydnschule wurde im 16. Jahrhundert als Proviantgebäude errichtet. Johann Baptist Linsmayr besaß damals die Herrschaft Weinzierl. Er war zu großem Reichtum gekommen und hatte auch eine Kupfergrube in der Steiermark erworben. Durch seine gute Beziehung zum Kaiser erhielt er die Bewilligung, ohne Zwischenhandel seine Arbeiter in der Steiermark mit landwirtschaftlichen Gütern aus Weinzierl zu versorgen. Dort hatte er genügend Bauern als Untertanen. Um ihre landwirtschaftlichen Produkte für den Handel zu lagern, verwendete er das Proviantgebäude in Weinzierl. Das Kastenhaus besaß zur Lagerung des Getreides vier Etagen. Zwei sind mit normalen Fenstern versehen, die dritte Etage mit den typischen breiten und niedrigen Fensteröffnungen der Kastenhäuser. Eine vierte Etage bestand sicherlich noch im Dachgeschoss, worauf die kleinen Fenster im westlichen und östlichen Anbau hinweisen.  

Im 18. Jahrhundert diente das Gebäude als Alterswohnsitz für ehemalige Weinzierler Bedienstete. Eine urkundlich belegte Stiftung des damaligen Herrschaftsinhabers von Weinzierl Johann Karl von Fürnberg aus dem Jahre 1750 belegt, dass sechs Männer und sechs Frauen dort wohnen durften. Im Gebäude gab es auch eine Kapelle. Fürnberg machte es zur Bedingung, dass die von ihm bedachten Bewohner des Gebäudes für ihn beteten. Zur Zeit der Fürnbergs war auch der Komponist Joseph Haydn, damals noch ein junger Mann, zu Gast auf Schloss Weinzierl und komponierte dort das erste Streichquartett der Musikgeschichte. Ihm zu Ehren wurde das Gebäude „Haydnschule“ genannt.  

In den 1950er Jahren fand der Wieselburger Heimatforscher Stefan Denk (1898–1958) eine halbmeterhohe Pietà im bäuerlich-barocken Stil. Er gab das lokale Kleinod zur Aufbewahrung in die Obhut der Bezirkshauptmannschaft. Von dort gelangte sie in das Landesarchiv nach St. Pölten und ist nie mehr nach Wieselburg zurückgekommen.  

Altersheim, Volksschule, Sonderschule, Kindergarten und Musikschule

Das lange Zeit als „Armenhaus“ bezeichnete Gebäude wurde bis zum Jahr 1938 als Bezirksaltersheim geführt. 1957 zog Musikschule dort ein. 1965 wurde das Haus, das sich im Gemeindegebiet von Wieselburg-Land befindet, von der Stadtgemeinde Wieselburg erworben. Ab dem Schuljahr 1966/67 wurden ein Teil der Volksschule und die Sonderschule hier untergebracht. Von 1968 bis 1973 hatte hier der Kindergarten Wieselburg seine Bleibe. Seit der Verlegung der Sonderschule im Jahr 1992 auf den Kirchenberg ist die Musikschule alleinige Nutzerin des Hauses. Im Jahr 1997/98 wurde das Gebäude durch die Stadtgemeinde Wieselburg generalsaniert und umgebaut. Unter der Leitung von Architekt DI Johannes Scheruga entstand eine völlige Neugestaltung des Innenlebens. Das Stiegenhaus wurde neu errichtet und mit einem Lift ausgestattet. Das Dachgeschoß wurde ausgebaut, so dass weitere Unterrichtsräume entstanden sind und ein sehr gelungener Veranstaltungssaal errichtet werden konnte.