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Die "Flussmädchen"

Am Eingang zum Schlosspark stehen Statuen, die Hauptflüsse der Kronländer der Monarchie symbolisieren: Enns, Mur, Raab, Salzach und  Traun darstellen. Sie sind originalgetreue Nachbildungen von fünf der insgesamt zehn Mädchen-Skulpturen des Albrechtsbrunnens bei der Albertina in der Wiener Innenstadt. Von 1951 bis 1986 befanden sich aufgrund einer Schenkung der Stadt Wien die Original-Skulpturen aus Carrara-Marmor in Wieselburg. 

Der Albrechtsbrunnen

Der Albrechtsbrunnen bei der Wiener Albertina wurde im Jahr 1869 enthüllt. Die Brunnen-Skulpturen wurden von Bildhauer Johann Georg Meixner (1819–1872) geschaffen. In der Mitte sind Vindobona und Danubius – die Stadt Wien und der Fluss Donau – als temperamentvolles Paar dargestellt. Sie werden flankiert von zwei größeren Mädchen-Skulpturen, welche die Flüsse Save und Theiß darstellen. Zu beiden Seiten befanden sich damals je vier kleinere Skulpturen, die Personifikationen der Flüsse Inn, Drau, Mur, Salzach, March, Raab, Enns und Traun sind. Heute sind nur mehr jeweils drei der kleineren Skulpturen zu beiden Seiten des Brunnens zu sehen. Die restlichen zwei Skulpturen befinden sich nahe der Albertina beim Palmenhaus. Der Brunnen symbolisierte aufgrund der Darstellung der vielen Flüsse die mächtige Ausdehnung der Donaumonarchie.  

Einfluss des zweiten Weltkriegs

Kurz vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde die Albertina von einer Bombe getroffen. Dabei wurde auch der Albrechtsbrunnen schwer beschädigt. Der Stadt Wien war es aufgrund der finanziellen Notlage nicht möglich, den Brunnen zur Gänze zu restaurieren. Deshalb verschenkte die Stadt die acht kleinen Flussmädchen-Skulpturen. Die Drau kam nach Greifenburg in Kärnten, der Inn nach Wiener Neustadt. Mur, Salzach, March, Raab, Enns und Traun kamen nach Wieselburg. Dies war der Verdienst des Wieselburger Heimatforschers Stefan Denk, der sich darum bemüht hatte. Die Wieselburger Brauerei übernahm den Transport. Beim Abladen der Skulpturen soll die March zerbrochen sein. Von ihr fehlt seither jede Spur.  

Neugestaltung des Schlossparks

Der Schlosspark wurde für die wertvollen Skulpturen neu gestaltet von Leo Dohnal, der auch eine Sonnenuhr am Marktschloss gestaltete, die es in der Form nicht mehr gibt. 2020 wurde eine neue Sonnenuhr an der Fassade des Marktschlosses angefertigt. Weil die Figuren noch restauriert werden mussten, dauerte es einige Jahre bis zur Aufstellung.  

Mitte der 1980er Jahre gab es in Wien eine verstärkte Diskussion bezüglich der Rückgabe der Skulpturen. Gemeinsam mit der Stadt verhandelte das Bundesdenkmalamt. Der Albrechtsbrunnen bei der Albertina sollte wieder im Originalzustand restauriert werden. Die Stadt Wieselburg beschloss, die Figuren wieder zurückzugeben. Dafür bekam sie für den Schlosspark fünf originalgetreue Nachbildungen der Skulpturen und weitere Restaurierungsarbeiten an anderen Gebäuden wurden geleistet.  

Heute befinden sich die Nachbildungen der fünf Flussmädchen noch immer im Schlosspark der Stadt und erinnern an ein bewegtes Kapitel Nachkriegsgeschichte.