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Der alte Pfarrhof

und das Wolfgangsbild

Der Alte Pfarrhof stammt aus dem 16. Jahrhundert. Zwar wurden bei der Renovierung des Gebäudes in den Jahren 1973 und 1974 im nordöstlichen Teil Reste gotischer Malereien entdeckt, im Kern stammt das Gebäude aber aus der Renaissancezeit. Bei der Renovierung wurde auch die Jahreszahl 1584 freigelegt. Damals entstand die markante Sgraffito-Eckquaderung an den Außenkanten des Pfarrhofes. In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde der Pfarrhof barock umgestaltet. Die Biedermeierfensterkörbe geben dem Bau ein anmutiges Aussehen.  

Ursprünglich war der Alte Pfarrhof durch einen überdachten Holzgang mit der Kirche am Berg verbunden, so dass der Pfarrer trockenen Fußes in die Kirche gelangen konnte. Der Aufgang wurde aber in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entfernt.  

Das Wolfgangsbild

Am Eingang zum Alten Pfarrhof befindet sich über dem Torbogen das „Wolfgangbild“, das eine der großen Traumlegenden erzählt. Das Wolfgangbild ist kunsthistorisch betrachtet eine typische Legendendarstellung aus der Barockzeit. Es ist auf Blech gemalt, wurde mehrmals übermalt und im Jahr 2016 restauriert. Darauf ist der heilige Wolfgang, Ortsgründer von Wieselburg, mit seinem Schüler Heinrich von Bayern zu sehen. Bischof Wolfgang von Regensburg (924 – 994) war ein einflussreicher Kleriker. Er war der Lehrer und Erzieher der Kinder des bayrischen Herzogs Heinrich II., der mit dem Kaiser verwandt war und sich gegen diesen auflehnte, weshalb er auch den Beinamen „der Zänker“ trug. Mit nur 23 Jahren übernahm des Zänkers Sohn, der ebenfalls Heinrich hieß, das Herzogtum in Bayern.  

Als wenige Jahre später der Kaiser starb, hatte Heinrich die besten Karten, diesem nachzufolgen und wurde bald schon deutscher König. Er hatte kein einfaches Erbe, musste mehrere Aufstände bekämpfen, führte Krieg gegen den polnischen Herrscher und eroberte den Königsthron in Italien zurück. Eines Tages erschien ihm im Traum sein Lehrer Wolfgang, der zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben war. Er zeigte seinem Schüler ein Dokument mit den Worten „Post Sex“ („Nach sechs“).  

Heinrich folgerte daraus, dass er nur noch sechs Tage zu leben habe und regelte seine Geschäfte. Als er aber nach sechs Tagen unversehrt weiterlebte, meinte er, noch sechs Monate zu haben. Nach sechs Monaten deutete er seinen Traum um auf sechs Jahre. In dieser Zeit wandte er sich intensiv der Kirche zu. Am Tag genau sechs Jahre nach seinem Traum weihte ihn Papst Benedikt VIII. am 14. Februar 1014 in Rom zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Heinrich lebte daraufhin noch zehn Jahre. Später wurde er heilig gesprochen, ebenso wie sein Lehrer Bischof Wolfgang.