Filmklub – Wer wir sind und wer wir waren (Hope Gap)

OT: Hope Gap
Regie: William Nicholson
Drehbuch: William Nicholson
Kamera: Anna Valdez-Hanks
Musik: Alex Heffes
Darsteller: Bill Nighy, Annette Bening, Josh O′Connor, Aiysha Hart, Nicholas Burns

GB 2019, OmU, 100 Min.

Seaford (East Sussex) ist ein kleines Küstenstädtchen mit erhabenen Kreidefelsen, einem schönen Strand und bunten Badehäuschen. An diesem malerischen Ort befindet sich auch das gemeinsame Heim von Grace (Annette Bening) und Edward (Bill Nighy).
Dass sie nach 29 Ehejahren mehr neben- als miteinander leben, verdeutlichen schon die ersten Szenen. Die Rückfragen seiner sich für Yeats und Rossetti begeisternden Gattin beantwortet der Geschichtslehrer so knapp wie möglich. Und statt sich nach ihrem Tag zu erkundigen, scheint er vor allem daran interessiert zu sein, seiner großen Leidenschaft nachzugehen: historische Ungenauigkeiten in Wikipedia-Artikeln zu korrigieren. Die vordergründige Gleichgültigkeit ihres Mannes nervt die diskussionsfreudige Grace gewaltig. Ihre Beziehung deshalb aufzugeben, käme ihr jedoch nie in den Sinn.

Völlig überraschend nutzt Edward den Besuch von Sohn Jamie (Josh O’Connor), um Grace zu verlassen – wegen einer anderen. Grace ist am Boden zerstört. Doch die willensstarke Exzentrikerin gibt nicht so leicht auf. Sie beschließt, um ihren Mann zu kämpfen ....

Regisseur William Nicholson, in erster Linie Schriftsteller, Romanautor historischer Zyklen, aber auch sehr begabter Drehbuchautor („Gladiator“), adaptierte für den Film sein eigenes Bühnenstück „The Retreat from Moscow“, das auf Erinnerungen an die Scheidung seiner Eltern basiert. Ein Kammerspiel auf engem Raum ist das Ergebnis. Nicholson kann dabei auf die überzeugende Darstellung seiner Schauspieler zählen.

„Letztlich zeichnet das Drama präzise die Trennlinien auf, bleibt jedoch mehr ein analytisches als emotionales Erlebnis.“ (Martin Nguyen).

Fotos © Constantin