OT: C′è ancora domani
Regie: Paola Cortellesi
Buch: Paola Cortellesi, Giulia Calenda, Furio Andreotti
Kamera: Davide Leone
Musik: Lele Marchitelli, Filippo Porcari
Darsteller: Paola Cortellesi, Valerio Mastandrea, Emanuela Fanelli, Vinicio Marchioni, Giorgio Colangeli, Romana Maggiora Vergano, Francesco Centorame
IT 2023, OmU, 118 Min.
Rom, 1946: Delia (Paola Cortellesi), die mit ihren vier Jobs die Familie über Wasser hält, lebt mit Mann Ivano (Valerio Mastandrea) und drei Kindern in einer engen Kellerwohnung. Auch der bettlägrige Schwiegervater Ottorino (Giorgio Colangeli) ist zu versorgen, ein Macho vom alten Schlag, dessen frauenfeindliche Haltung auf den Sohn abgefärbt hat. Ivano schlägt Delia aus nichtigen Anlässen, er demütigt sie quasi aus Gewohnheit, tagein tagaus. Die Frau lässt es klaglos geschehen, als eine Art böses Schicksal, das einem widerfährt, wenn man aus verblendeter Verliebtheit den falschen Mann heiratet. Trotz allem ist Delia eine Kämpferin. Ihre Tochter Marcella (Romana Maggiora Vergano) soll es einmal besser haben. Dafür tut die Mutter alles. Und dann erhält sie auch noch einen geheimnisvollen Brief….
Regisseurin Paola Cortellesi (Jahrgang 1973), die zugleich in der Hauptrolle überzeugt, lässt ihren Debütfilm in dem von den Alliierten befreiten Rom spielen, kurz bevor in einem Referendum entschieden wurde, ob Italien ein Königreich bleiben sollte. Und so wie das Land vor einer wegweisenden Entscheidung steht, muss auch Delia entscheiden, ob sie ihre Unmündigkeit, ihre Ehe mit dem sich als Alleinherrscher aufspielenden Ehemann aufrechterhält oder einen Neuanfang wagen soll.
Paola Cortellesi greift formal auf die sozialkritische Commedia all´italiana zurück. Dieses beliebte Genre, das sich in den 1950er Jahren herausbildete, befasste sich unter anderem mit der engstirnigen Moral und Gesetzgebung jener Zeit, die Frauen benachteiligte. So erkennt man in dem in Schwarz-Weiß gedrehten Film auch Personen und Schauplätze des Neorealismus wieder, welche die Regisseurin jedoch im Brecht´schen Sinne verfremdet. Sie nimmt Anleihen beim Improvisationstheater der Commedia dell´arte und überträgt der Filmmusik (Lele Marcitelli) eine Geschichte und Gegenwart vernetzende Funktion.
„Morgen ist auch noch ein Tag“ erzählt keine reine Leidensgeschichte, sondern feiert die List, die Tapferkeit und den Mut von Frauen, die zur Generation von Cortellesis Großmüttern zählen und das Land nach der Katastrophe des Faschismus an vorderster Front mit aufgebaut haben. Laut Presseheft war die Tragikomödie, die hochaktuelle Probleme aufgreift, mit fünf Millionen Besuchern im vergangenen Jahr der erfolgreichste Film in Italien.
Bis heute sind Frauen, nicht nur in Italien, männlicher Gewalt ausgeliefert.
Fotos © Tobis
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