Filmklub - Broker – Familie gesucht

OT: Beurokeo
Regie: Kore-eda Hirokazu
Buch: Kore-eda Hirokazu
Kamera: Hong Kyung-pyo
Musik: Jung Jae-il
Darsteller: Song Kang-ho, Gang Dong-won, Bae Doona

JP 2023, OmU, 130 Min.

Die junge So-young (Popsängerin IU) gibt in ihrer Verzweiflung ihr Neugeborenes bei der Babyklappe einer örtlichen Kirche ab. In Empfang nimmt es der vermeintliche Priester - in Wahrheit ist Sang-hyun (Song Kang-ho, Hauptdarsteller des Oscargewinners „Parasite“) der verschuldete Besitzer der Wäscherei „Okay“ und betreibt gemeinsam mit seinem Partner Dong-soo (Gang Dong-won) einen Handel mit Babys. Doch bevor sie zu ihren adoptierwilligen Kunden losfahren können, tritt die Kindsmutter wieder auf den Plan. Sie zeigt sich bereit, das Kind zu verkaufen, will aber die potentiellen Eltern mit aussuchen und auch am Erlös beteiligt werden. Die Versuche, Baby Woo-sung an eine geeignete Familie zu bringen, führen das Trio quer durch Südkorea, mit zwei Detektivinnen, einem Kredithai, So-youngs zweifelhafter Vergangenheit und schließlich einem weiteren, halbwüchsigen Kind im Schlepptau.

Kinder stehen oft im Fokus der Filme von Hirokazu Koreeda: verlassene, vertauschte oder aufgesammelte wie zuletzt in „Shoplifters“. Der neue Film des japanischen Regisseurs ist eine spielerische Erweiterung der Grundthese, dass Familie nichts Naturgegebenes ist, sondern ein gesellschaftliches Konstrukt, das zerbrechen und wieder neu zusammengesetzt werden kann. Mutter- und Vaterschaft oder überhaupt: Beziehungen sind nichts, was dem Einzelnen zufällt – man muss sie sich gegen widrige Umstände erst erarbeiten. In „Broker“ findet diese Arbeit spontan und improvisiert "on the road" oder in übervollen Hotelzimmern statt. Doch auf wessen Hüfte er auch lagert, auf welchem Arm er ruht, der kleine Woo-sung ist immer tiefenentspannt.

Die Freundlichkeit und Menschlichkeit von Koreedas Figuren steht in Kontrast zu ihrem, meist kriminellen, Verhalten. Doch über dieser Konstellation liegt kein Hauch von Wertung. Eher betrachtet der große Humanist unter den Autorenfilmern sie mit forschendem Interesse.

Fotos © Filmladen

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